FinOps (kurz für Financial Operations) ist weit mehr als nur Kostensenkung. Es ist eine kulturelle Praxis und Disziplin, die Finanz-, Technik- und Geschäftsteams vereint, um die Multi Cloud Ausgaben zu beherrschen und den Geschäftswert jeder investierten Cloud-Ressource zu maximieren.

In diesem Artikel erfahren Sie, wie FinOps funktioniert, warum es für moderne Unternehmen unverzichtbar ist und wie Sie damit Ihre Multi Cloud Verwaltung revolutionieren.

Was ist FinOps?

FinOps ist die Verschmelzung von „Finance“ und „DevOps“. Es beschreibt einen kulturellen Wandel im Unternehmen: IT-, Finanz- und Business-Teams arbeiten nicht mehr in Silos, sondern kooperieren, um datengesteuerte Entscheidungen zu treffen. Dabei geht es stets um den optimalen Kompromiss zwischen Geschwindigkeit, Kosten und Leistung.

Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass FinOps nur dazu dient, Cloud-Services billiger zu machen. Tatsächlich geht es darum, Hindernisse zu beseitigen und Transparenz zu schaffen. Teams sollen verstehen, warum sie Ausgaben tätigen, und befähigt werden, bessere Features und Migrationen schneller bereitzustellen. Manchmal bedeutet das, Budgets zu kürzen – manchmal aber auch, bewusst mehr zu investieren, um schneller zu wachsen.

Warum FinOps gerade jetzt wichtig wird

Angesichts rasant steigender Cloud-Budgets und komplexer Multi-Cloud-Umgebungen verlieren Unternehmen ohne strategische Steuerung schnell die finanzielle Kontrolle. FinOps bietet den notwendigen Rahmen, um Verschwendung zu vermeiden und Ausgaben transparent zu managen.

Die Ausgaben für Public Clouds steigen weltweit rasant an. Laut Gartner® und Flexera gibt es dabei alarmierende Trends:

  • Steigende Budgets: Die Cloud-Ausgaben wachsen jährlich im zweistelligen Prozentbereich.
  • Mangelnde Kontrolle: Unternehmen geben oft an, dass ihre Ausgaben durchschnittlich 13 % über dem Budget liegen.
  • Verschwendung: Schätzungen zufolge werden rund 32 % der Cloud-Ausgaben verschwendet – oft durch Überprovisionierung oder vergessene Ressourcen („Zombie-Instanzen“).

In komplexen Hybrid- und Multicloud-Umgebungen reicht das traditionelle Beschaffungswesen nicht mehr aus. Hier setzt FinOps an, um die Multi Cloud Verwaltung unter eine zentrale, aber kollaborative Kontrolle zu bringen.

Die drei Phasen von FinOps

Die FinOps Foundation (Teil der Linux Foundation) unterteilt den FinOps-Prozess in drei iterative Phasen. Der FinOps-Zyklus besteht aus den Phasen Informieren, Optimieren und Betreiben, die kontinuierlich durchlaufen werden. Dieser Prozess stellt sicher, dass Transparenz geschaffen, Effizienz gesteigert und Automatisierung fest im Betrieb verankert wird.

1. Informieren (Inform)

Die Phase „Informieren“ schafft die Grundlage für Kostenkontrolle durch vollständige Transparenz und exakte Zuordnung aller Cloud-Ausgaben. Nur wenn Teams ihren Ressourcenverbrauch und die damit verbundenen Kosten verstehen, können sie verantwortungsvolle Entscheidungen treffen.

Ohne Sichtbarkeit keine Kontrolle. In dieser Phase geht es darum, Transparenz über die Multi Cloud Ausgaben zu schaffen.

  • Ziel: Teams müssen sehen, was sie verbrauchen.
  • Praxis: Genaue Zuordnung von Kosten zu Geschäftsbereichen, Anwendungen oder Teams (Allocation).
  • Beispiel: Eine monatliche Cloud-Rechnung von 10.000 € wird nicht pauschal verbucht, sondern exakt aufgeschlüsselt: Welcher Anteil entfällt auf die externe Website, welcher auf interne Finanz-Apps?

2. Optimieren (Optimize)

In der „Optimieren“-Phase identifizieren Unternehmen ungenutzte Ressourcen und nutzen Tarifmodelle wie Reserved Instances, um die Effizienz zu steigern. Ziel ist es, unnötige Ausgaben zu eliminieren, ohne die Performance oder Verfügbarkeit der Anwendungen zu beeinträchtigen.

  • Ziel: Verschwendung eliminieren und Tarife optimieren.
  • Praxis: „Rightsizing“ von Instanzen (z. B. eine überdimensionierte Virtual Machine verkleinern) und Nutzung von Rabatten für langfristige Bindung (Reserved Instances).
  • Herausforderung: Lizenzbeschränkungen müssen beachtet werden, damit Sparmaßnahmen bei der Hardware nicht zu höheren Software-Lizenzkosten führen.

3. Betreiben (Operate)

Die Phase „Betreiben“ verankert FinOps durch Automatisierung und kontinuierliche Prozesse fest im täglichen IT-Betrieb. Durch dynamische Skalierung und automatisierte Richtlinien wird sichergestellt, dass Kostenoptimierung dauerhaft und nicht nur punktuell stattfindet.

Die Kür von FinOps: Die kontinuierliche Ausführung und Automatisierung.

  • Ziel: Prozesse etablieren, die Kostenkontrolle zum Standard machen.
  • Praxis: Implementierung von Richtlinien, die Cloud-Ressourcen automatisch anpassen (Skalierung).
  • Rolle der Automatisierung: Da manuelle Anpassungen in Echtzeit kaum möglich sind, sorgen automatisierte Policies dafür, dass Kosten gesenkt werden, während Compliance und Performance gewahrt bleiben.

Die 6 Grundprinzipien von FinOps

FinOps basiert auf Zusammenarbeit, zentraler Steuerung und individueller Verantwortung jedes Teams für seine Cloud-Kosten. Entscheidungen werden dabei stets datengesteuert und am konkreten Geschäftswert ausgerichtet, um das variable Kostenmodell der Cloud optimal zu nutzen.

Damit FinOps funktioniert, müssen sechs Prinzipien im Unternehmen verankert sein:

  1. Teams müssen zusammenarbeiten: Finanzen und Technik sprechen oft unterschiedliche Sprachen. FinOps schafft eine gemeinsame Basis, damit Ingenieure Kosten wie eine Effizienzkennzahl behandeln können.
  2. Jeder übernimmt Verantwortung: Produktteams erhalten Einblick in ihre eigenen Kosten und werden dafür verantwortlich gemacht („You build it, you run it, you pay for it“).
  3. Ein zentrales Team treibt FinOps voran: Ein dediziertes „Cloud Competence Center“ oder FinOps-Team kümmert sich um zentrale Verhandlungen, Rabatt-Management und Governance.
  4. Berichte müssen zugänglich und aktuell sein: Nur mit Echtzeit-Daten lassen sich Fehlentwicklungen korrigieren. Feedback-Schleifen müssen schnell sein.
  5. Entscheidungen basieren auf dem Geschäftswert: Kosten sind nicht per se schlecht. FinOps wägt ab: Bringt diese Mehrausgabe einen entsprechenden Mehrwert für das Business?
  6. Das variable Kostenmodell der Cloud nutzen: Anders als im Rechenzentrum sind Cloud-Kosten variabel. Unternehmen sollten diese Flexibilität nutzen (z. B. durch Skalierung oder Spot-Instanzen).

Technologie und Tools: Die Rolle der Multi-Cloud Management Lösung

Für eine effektive FinOps-Strategie in heterogenen Umgebungen ist eine spezialisierte Multi-Cloud Management Lösung unverzichtbar. Sie konsolidiert Datenströme verschiedener Anbieter in einem Dashboard und ermöglicht so eine zentrale Steuerung und Automatisierung über alle Plattformen hinweg.

FinOps ist zwar primär ein kultureller Wandel, aber er benötigt das richtige Werkzeug. In einer Umgebung mit AWS, Azure und Google Cloud gleichzeitig (Multi Cloud) sind native Tools der einzelnen Anbieter oft isolierte Datensilos.

Eine spezialisierte Multi-Cloud Management Lösung ist entscheidend für:

  • Reporting: Konsolidierung aller Abrechnungsdaten in einem einzigen Dashboard („Single Pane of Glass“).
  • Automatisierung: Dynamische Ressourcenzuweisung basierend auf dem aktuellen Bedarf der Anwendungen.
  • Showback/Chargeback: Automatische Weiterverrechnung der Kosten an die verursachenden Abteilungen.

Nur durch die Kombination aus fortschrittlicher Berichterstattung und Automatisierung lassen sich die prognostizierten Budgets mit den tatsächlichen Ausgaben in Einklang bringen (Ziel: < 10 % Abweichung).

Fazit: FinOps als Wettbewerbsvorteil

Unternehmen, die FinOps erfolgreich etablieren, verwandeln ihre IT-Kostenstruktur von einem undurchsichtigen Risiko in einen strategischen Wettbewerbsvorteil. Die Disziplin ermöglicht es, Innovationen schneller und wirtschaftlicher voranzutreiben, indem Investitionen direkt an ihren Geschäftswert gekoppelt werden.

FinOps ist kein einmaliges Projekt, sondern eine dauerhafte Disziplin. Wer sie meistert, verwandelt die Cloud von einem Kostentreiber in einen Innovationsmotor. Teams wissen genau, warum sie Budgetentscheidungen treffen, und können Investitionen direkt mit dem Geschäftswert verknüpfen.

Hendrik Schrandt


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